Präsidentenfindung an der Universität Hamburg
Mit dieser Seite wird informiert über die Präsidentenfindung an der Universität Hamburg. Hier zu finden sind:
- – öffentlich –
Dossier über Dieter Lenzen
(Bewerber um das Präsidentenamt an der Universität Hamburg 2009)
November 2009
- Beschlüsse akademischer Gremien
- studentische Vollversammlung
- Technischer- und Verwaltungs-Personalrat der Universität
- Fakultätsräte
- weitere Beschlüsse
- LVV GEW
- Sitzung des Akademischen Senats
am Donnerstag, 19. November 2009
Studentischer Protest
und
Rechtfertigung des Akademischen Senats nach der Wahl im Audimax
- Die Freie Universität vor dem Börsengang?
–
Bemerkungen zur Ökonomisierung der Wissenschaft
Abschiedsvorlesung von Bodo Zeuner
(Emeritus am Otto-Suhr-Institut an der FU Berlin)
Eine kritische Betrachtung der Entwicklung der FU Berlin unter besonderer
Berücksichtigung Lenzens
- Elite – Begabung – Exzellenz
Zur aktuellen Konjunktur einer anti-egalitaristischen Bildungspolitik
Torsten Bultmann
- Vom Lockruf zum Goldrausch: Bertelsmann und
die Stiftungen in der Hochschulpolitik
Clemens Knobloch (Siegen)
Vortrag Ringvorlesung Uni Hamburg (1. Dezember 2009)
– öffentlich –
Dossier über Dieter Lenzen
Bewerber um das Präsidentenamt an der Universität Hamburg
November 2009
„Herrschaft des Besten“ ?
Der Bewerber für das Präsidentenamt an der Universität Hamburg
„Die großen Transformationsereignisse der letzten fünfzehn
Jahre von der sogenannten Wende bis zu maßlosen Millenniumsfeiern haben
bei breiten Kreisen der Bevölkerung einen Suff der Gegenwärtlichkeit
hinterlassen, der nicht einmal Platz für eine Zukunftssorge auf mittlerem
Niveau läßt.“
Dieter Lenzen, „Planungsrationalität, Kultur und Moral“, Rede
zum Amtsantritt als Präsident der FU Berlin, 27. Juni 2003.
„Die Massen scheinen mir nur in dreierlei Hinsicht einen Blick zu
verdienen: einmal als verschwimmende Kopien der großen Männer, auf
schlechtem Papier und mit abgenutzten Platten hergestellt, sodann als Widerstand
gegen die Großen und endlich als Werkzeuge der Großen; im Übrigen
hole sie der Teufel und die Statistik!“
Friedrich Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen, Zweites Stück,
Kapitel 9, 1873.
Prof.
Dr. Dieter Lenzen, derzeit umstrittener Präsident der „Freien“
Universität Berlin, ist Bewerber für das Präsidentenamt an der
Universität Hamburg. Er vertritt eine reaktionäre Kritik an der derzeitigen
Gesellschaft. Weltanschaulich steht er in liberal-konservativer Tradition und
baut auf die „Grundwerte“ Ordnung (als Abwehr sozialer Befreiung),
Differenz (Ungleichheit als konstitutives menschliches Merkmal), und elitäre
Distanz (als Grundlage herrschaftlichen Eingreifens zur Verteidigung gesellschaftlicher/individueller
Privilegien). Diese Konzeption ist sowohl ideologisch, politisch als auch in
der (kulturellen) Praxis seiner Hochschulleitung nachweisbar.
Der berliner CDU galt er zeitweise als möglicher Kandidat für das
Amt des Regierenden Bürgermeisters.
Seine Nominierung für das Präsidentenamt durch den Hochschulrat käme
einer Kriegserklärung an die Universität und ihre Mitglieder gleich.
Sie wäre sowohl auf die gesellschaftlich notwendige Verwirklichung des
universitären Leitbildes als auch wegen der neueren Auseinandersetzung
für eine Demokratisierung und kooperative Entwicklung der Universität
eine ebenso reaktive wie riskante Maßnahme.
Nachfolgend soll diese Einschätzung nachvollziehbar gemacht werden:
Beschlüsse zur Präsidentenfindung
Beschluss der studentischen Vollversammlung vom 23. November 2009
Wider die bockige Durchsetzung eines unmöglichen Uni-Präsidenten
Anstatt aus dem Scheitern einer exklusiv gekürten, wirtschaftsnahen und
autoritären Präsidentin zu lernen, haben Hochschulrat und Akademischer
Senat nun diese Tragödie als Farce wiederholt. Hektisch durchgedrückt
wurde gegen massiven und begründeten öffentlichen Widerstand Dieter
Lenzen, der als Präsident der FU-Berlin unrühmliche Bekanntheit erlangte
mit
- einer strengen Zurichtung der Universität auf wirtschaftsnahe „Wissenschaftscluster“,
- der dazugehörigen Abwicklung gesellschaftskritischer und allgemeinbildender
Forschungs- und Studienanteile und
- der Missachtung demokratischer Gremien, Mitbestimmung sowie studentischer
Kritik.
Seine Benennung konnte nur durch ein verschärft antidemokratisches Auswahl-
und Entscheidungsverfahren sowie erpresserische Forderungen des Kandidaten gelingen.
Hätten sich die beteiligten Organe der Universität an die vorgeschlagenen
Alternativen zur Öffnung, Veröffentlichung und Diskussion des Verfahrens
und des bzw. der KandidatInnen gehalten, wäre die Kür eines Wesensverwandten
von Monika Auweter-Kurtz unmöglich gewesen. Um aber den Wunschkandidaten
von Hochschulrat und Hamburger Senat durchzusetzen, wurden selbst Mindeststandards
von Gremiendemokratie und Berufungsverfahren verletzt.
Dieter Lenzen ist – selbst im betörendsten Schafskostüm –
als Hochschulpräsident weder geeignet noch erwünscht.
Die Entscheidung ist daher inakzeptabel. Die studentische Vollversammlung fordert
die sofortige Revision. Eine künftige Universitätsleitung muß:
- im Einklang mit der Präambel der Grundordnung und dem Leitbild der Universität
für sozial verantwortliche Wissenschaft und Bildung mündiger Menschen
für eine friedliche, demokratische und gerechte Gesellschaft eintreten,
- die Einheit von Forschung, Lehre, Studium und Selbstverwaltung vertreten,
- den kooperativen Zusammenhang der Universität und die Fächervielfalt
fördern,
- in diesem Verständnis für eine bedarfsgerechte, öffentliche
Hochschulfinanzierung und demokratische Mittelverteilung einstehen, anstatt
die inhaltliche Einflussnahme privater Geldgeber und die konkurrenzverschärfende
Drittmittelorientierung zu befördern,
- die sofortige Abschaffung aller Studiengebühren befürworten und
sich aktiv dafür einsetzen,
- sich den Positionen und Beschlüssen der akademischen Gremien verpflichtet
sehen und die gleichberechtigte Verständigung mit allen Statusgruppen und
ihren Interessenvertretungen suchen.
Eine neue Leitungs-Findung muß die demokratische Wahl solcher KandidatInnen
ermöglichen.
· Die Vollversammlung ruft alle Mitglieder der Universität auf,
die Aktivitäten für ein gebührenfreies Studium, eine umfassende
Studienreform „von unten“ und die Demokratisierung der Uni, insbesondere
für die Abschaffung des Hochschulrats sowie für gesellschaftskritische
Wissenschaftsinhalte zu intensivieren.
· Der Akademische Senat und das derzeitige Präsidium sollen hinkünftig
durch Sitzungsbesuche von der kritischen Hochschulöffentlichkeit ihrer
Verantwortung für eine sozial vernünftige, kollegiale und demokratische
Umgestaltung des universitären Alltags nachdrücklich erinnert werden.
· Der AStA wird aufgefordert, sich seiner Verantwortung im Studierendenparlament
in öffentlicher Diskussion zu stellen, zu der hochschulöffentlich
einzuladen ist.
· Die Mitglieder des Akademischen Senats werden aufgefordert, sofort
eine juristische Prüfung des stattgehabten und offenkundig regelverletzenden
„Wahl“-Verfahrens mit dem Ziel zu veranlassen, einen Neubeginn der
Leitungs-Findung zu ermöglichen.
· Dieter Lenzen wird aufgefordert, sich der Kritik in öffentlicher
Diskussion zu stellen.
· Wir fordern alle öffentlichen Kritiker des Verfahrens und des
Kandidaten - auch außerhalb der Universität - auf, sich nicht nur
populär zu äußern, sondern ihrer Kritik auch Taten folgen zu
lassen und sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln für
unsere Positionen einzusetzen.
Resolution des TVPR zum Wahlverfahren für eine neue Präsidentin, bzw. einen neuen Präsidenten
Der TVPR ist über das Verfahren zur Nominierung und Wahl einer/es neuen Uni-Präsidentin bzw. Präsidenten enttäuscht. Nach den zurückliegenden Erfahrungen mit der vorherigen Amtsinhaberin, die durch das gleiche Verfahren Präsidentin wurde, wäre ein Modifizierung zur Nominierung und Wahl einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers erstrebenswert gewesen.
Insbesondere hätten wir uns als TVPR ein Verfahren gewünscht, das für alle Angehörigen der Universität eine umfassende Information und Meinungsbildung über die Kandidatinnen und Kandidaten möglich gemacht und eine breite Beteiligung aller an der Nominierung sichergestellt hätte.
Das jetzige Verfahren ist dafür nicht geeignet. Eine Wahl und eine Beteiligung der Beschäftigten daran im Sinne einer Auswahl zwischen verschiedenen Bewerberinnen und Bewerbern mit unterschiedlichen Ideen und programmatischen Vorstellungen hat es nicht gegeben.
Der TVPR bedauert diese Entwicklung und fordert – auch im Sinne zukünftiger Präsidentinnen oder Präsidenten – die Rückkehr zu einem demokratisch legitimierten Willensbildungsprozess, der die Unterstützung und Zustimmung möglichst vieler Universitätsangehöriger gewährleistet. Dies bedeutet auch eine entsprechende Änderung des Hamburger Hochschulgesetzes damit eine demokratische Beteiligung aller Statusgruppen bei derartigen Auswahlverfahren wieder möglich wird.
Beschlossen auf der 26. Sitzung des TVPR vom 23.11.09
Beschluss des Fakultätsrates Wirtschafts- und Sozialwissenschaften vom 25.11.09
1. Der Fakultätsrat mißbilligt die Form, wie Herr Lenzen ohne Gelegenheit
zur öffentlichen
persönlichen Darstellung seiner Vorstellungen und Diskussion gewählt
worden ist.
2. Der Fakultätsrat fordert daher Herrn Lenzen auf, sich der Kritik in
einer Sondersitzung des
Fakultätsrates vor Ende des Jahres zu stellen.
3. Der Fakultätsrat fordert eine Änderung des HmbHG in Richtung von
mehr Transparenz,
Öffentlichkeit und Mitbestimmung für alle Gruppen der Universität
bei der Wahl des Präsidenten.
Beschluss des Fakultätsrates Geisteswissenschaften
Einstimmiger Beschluss des Fakultätsrates Geisteswissenschaften der Uni Hamburg, 18.11.2009:
Für eine demokratische Präsidentenfindung und den sofortigen STOP des laufenden Verfahrens
Der Fakultätsrat fordert den Hochschulrat und den Akademischen Senat auf,
dieses Verfahren sofort zu stoppen und durch eine demokratische Wahl zu ersetzen.
Für diese sollte gelten: Die oder der künftige Präsidentin bzw.
Präsident ist durch ein Universitätsgremium mit umfassender Beteiligung
aller Statusgruppen zu wählen (z.B. Konzil); solange die Hochschulgesetzgebung
die Beteiligung des Hochschulrates an der PräsidentInnenwahl vorsieht,
ist diese auf den formalen Akt der Wahl zu beschränken, die der universitären
Meinungsbildung verpflichtet ist; die Kandidierenden haben die Pflicht und Möglichkeit,
ihre Vorstellungen für die Hochschulentwicklung in einer öffentlichen
Veranstaltung darzulegen;
für die Diskussion um die Kandidierenden ist in der Universitätsöffentlichkeit
ausreichend Zeit vorzusehen.
Beschluss des Fakultätsrates Erziehungswissenschaft, Psychologie & Bewegungswissenschaft
Beschluss des Fakultätsrats der Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft vom 18.11.2009
Für eine öffentliche Präsidentenfindung
und den STOP des derzeitigen Verfahrens
Die ehemalige Hochschulleiterin Frau Prof. Monika Auweter-Kurtz mußte ihr Amt an der Universität Hamburg verlassen, weil Sie positionell und praktisch nicht die Präsidentin der sondern eine Präsidentin gegen die Universität war. Dazu konnte es auch wegen eines Wahlverfahrens kommen, dass durch Intransparenz, mangelnde demokratische Beteiligung der Hochschulmitglieder, den Einsatz von Headhuntern und fehlende personelle Alternativen zu kennzeichnen ist. Noch im Juli gelobten daher VertreterInnen aller Parteien, des übrig gebliebenen Präsidiums und des Hochschulrates, dass die Wahl einer/eines neuen Präsidentin/Präsidenten erheblich demokratischer von statten gehen würde. So formulierte die wissenschaftspolitische Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion, Eva Gümbel: "Wir haben gesehen: Die Uni von oben zu regieren, das fährt gegen die Wand."
Der Fakultätsrat stellt daher mit erstaunen Fest, dass nun offenbar mit Vollgas Kurs auf diese Wand genommen wird. Das aktuelle Verfahren zur Wahl eines künftigen Präsidenten nimmt - kaum Vorstellbar - noch weiter Abstand von demokratischen Ansprüchen. Kennzeichen dieser Praxis sind: Eine Ausbleibende Vorstellung von KandidatInnen in der universitären Öffentlichkeit, die Reduzierung der Kandidierendenliste auf eine einzige Person, das Durchführen von Vorstellung, Bewertung, Wahl durch Hochschulrat und Bestätigung durch AS an einem einzigen Nachmittag, die Durchführung des Wahlprozederes in nicht öffentlicher Sitzung, die Versuche, sogar den Ort der Vorstellungs- und Wahl-Sitzung geheim zuhalten, die Verheimlichung selbst des Wahlverfahrens, die sittenwidrige Verpflichtung aller Mitglieder der notwendig beteiligten Gremien zu absoluter Verschwiegenheit selbst über Verfahren, Ort und Zeit.
Der Fakultätsrat fordert den Hochschulrat und den Akademischen Senat auf,
das Verfahren in der jetzigen Form zu stoppen und zu demokratisieren.
Alle Beteiligten werden gebeten, sich dafür einzusetzen,
- dass die Sitzungen hochschulöffentlich durchgeführt werden,
- dass die Sitzungen in einem Gebäude der Universität stattfinden
und mindestens nicht in ein weiteres nichtöffentliches Gebäude verlegt
werden,
- dass Vorstellung des Bewerbers einerseits und Abstimmung zur eventuelle Wahl
bzw. Bestätigung des Kandidaten andererseits an verschiedenen Tagen mit
mindestens zweiwöchigem Abstand stattfinden.
Weitere Beschlüsse
GEW Hamburg
Für die demokratische Bildung einer Hochschulleitung
Am Donnerstag, den 19. November, haben über 1.000 Studierende, aber auch andere Mitglieder derUniversität Hamburg die Sitzung des Akademischen Senats besucht, um sich an der Debatte um die Wahl einer/eines PräsidentIn zu beteiligen und ein demokratisches Verfahren einzufordern. Dort sollte der amtierende Präsident der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen durch den Hochschulrat zum Präsidenten gewählt und direkt im Anschluss durch den akademischen Senat bestätigt werden. Durch massives studentisches Engagement wurde die Sitzung des akademischen Senats in das besetzte Audimax verlegt und die Sitzung abgebrochen. Am Freitag, den 20. November, haben sich beide Gremien im DESY unter Ausschluss der Öffentlichkeit getroffen und Dieter Lenzen zum Präsidenten der Universität ernannt.
Beschluss der Landesvertreterversammlung (LVV) der GEW Hamburg vom 23. November 2009: Für die demokratische Bildung einer Hochschulleitung
In der letzten Woche kam es zu massiven Auseinandersetzungen um die Benennung und Einsetzung des neuen Präsidenten der Universität Hamburg.
Das Verfahren zur PräsidentInnenfindung an der Universität Hamburg war nicht auf Demokratie und Transparenz ausgelegt und schloss die Hochschulöffentlichkeit komplett aus. EinE Hochschul-PräsidentIn sollte aber die gesamte Hochschule vertreten und sich auch dieser vorstellen. Nichts dergleichen ist geschehen, obwohl mehr als 1.000 Studierende zumindest eine öffentliche Vorstellung verlangten.
Die GEW hält das Verfahren für falsch, den Kandidaten Lenzen für
ungeeignet und bekräftigt daher:
„Ausbau von Mitbestimmung und operative Professionalität bei
der Umsetzung von Strategien und Beschlüssen bedingen sich gegenseitig.
Vor diesem Hintergrund kann die Legitimation handlungsfähiger Leitungen
im Grundsatz nur durch alle Mitglieder der Hochschulen „von unten nach
oben“ erfolgen. Die Installierung der Hochschulleitung durch ein externes
Aufsichtsorgan (Hochschulrat) ist daher entschieden abzulehnen. Zur Legitimation
der Leitung ist mindestens die Wahl durch ein viertelparitätisch zusammengesetztes
direkt gewähltes Kollegialorgan erforderlich. Die GEW setzt sich darüber
hinaus für Modellversuche ein, in denen die Legitimation der Leiterin oder
des Leiters der Hochschule über eine Urwahl durch alle Hochschulmitglieder
erprobt wird.“
(Wissenschaftspolitisches Programm der GEW, 2009)
Die GEW begrüßt die „Woche der Demokratie“ vom 07.12
- 11.12.2009 an der Universität Hamburg und wird die Studierenden und Lehrenden
in ihren Forderungen und Aktivitäten unterstützen.
Erfolg für wenige oder Bildung für alle?
„Seien Sie stolz auf die alte Dame [Universität Hamburg], indem
Sie stolz sind auf ihre Leistungen, auf die großen Namen, die sie hervorgebracht
hat und übrigens auch auf sich selbst, und lassen wir uns nicht zum Opfer
schwerer Zeiten machen, denn wer sich als Opfer, als zu kurz Gekommener, als
Gescheiterter, als Vernachlässigter, als schlecht Behandelter konstituiert,
der hat schon verloren, weil die Umgebung diese Selbstzuschreibung nur zu gern
übernimmt und sie zurückspiegelt.“
Dieter Lenzen, Präsidentschaftsanwärter, Rede anl. des Festakts zum
90. Gründungsjahr der Universität Hamburg, 19.10.2009.
„Franz: (...) Jeder hat gleiches Recht zum Größten und
Kleinsten, Anspruch wird an Anspruch, Trieb an Trieb und Kraft an Kraft zernichtet.
Das Recht wohnet beim Überwältiger, und die Schranken unserer Kraft
sind unsere Gesetze. (...)“
Friedrich Schiller, „Die Räuber“, erster Akt, erste Szene,
1781.
Es war sicher ein gnadenvoller Zufall, daß der designierte Uni-Präsident einen Monat vor seiner geheimen Kür Festredner anläßlich des exklusiv im Rathaus begangenen Uni-Jubiläums war. So hat die zu kurz gekommene, gescheiterte, vernachlässigte und schlecht behandelte Öffentlichkeit die Möglichkeit nachzulesen, wie der Mann mit einer Kombination aus rhetorischem Honig für die Damen- und Herrenbärte und scheinbar sozialkritischer Stichwortgeberei - Vorsicht: elitäre Intellektuelle von deutscher Strenge und Tradition wie Helmut Schelsky und Carl Schmitt gehören zu den geistigen Vorbildern des Honighändlers - ein neoliberales Hochschulprogramm grob umreißt: Nachbesserungen bei Ba/Ma und Hochschulgesetz, globale Vermarktung der Uni Hamburg und vor allem ihre gleich zweifache Plazierung mit „Exzellenzclustern“ im „Elite-Uni“- Programm von Bund und Ländern.
Als Verheißung zieht diese Vorstellung allenfalls, wenn ängstlich die falschen Prämissen akzeptiert werden: „Ich meine die Tatsache, dass der Etat der deutschen Hochschulen in seiner Grundversorgung nicht steigen wird. Die Universität wird diese Herausforderung aufnehmen müssen und schauen, wo sie Ausgaben reduzieren, die berühmten synergetischen Effekte erzeugen und trotzdem leistungsfähig und vergnügt sein kann.“ (ebd.) Die zweite Prämisse wurde vorerst aus Reklamegründen unterschlagen: „Es geht darum, Wissenschaft in und aus Deutschland konkurrenzfähiger zu machen. Eine nennenswerte Zahl von Ländern hat, zumindest in einzelnen Wissenschaften, Deutschland überholt. Die Forschungsresultate werden dort gekauft und nicht hier.“ (D. Lenzen: „Ein Erfolg für alle“, Der Tagesspiegel, 02.11.2006.) Hier wird uns eine notwendig zu verändernde politische Tat-Sache als Quasi-Natur dargeboten: Der umfassende und zersetzende „Wettbewerb“. Alle gegen alle, auch in der sogenannten Wissenschaft. Da müsse sich jeder anstrengen; das sei der „Erfolg für alle“, auch und gerade, wenn hier und da einer Hops geht.
Sollen wir also Mangel, Kürzen, Einstecken, Leisten, Kaufen, Verkaufen, Konkurrieren, Hetzen und Petzen (auch: „Deutschland“) stolz befürworten, um niemals „Opfer“ zu sein? Sondern...?
Mit dieser militanten Leistungsvergnügungs-Konzeption von Siegern und Verlierern haben sich schon andere laut, stark und folgenreich verrannt.
Dieser Irrtum braucht Contra, bevor er sich ausbreiten kann.
Der Mensch als Objekt der Wissenschaft sowie ihrer profitablen Anwendung ist eine elitäre Konstruktion. Aufgeklärte Humanität ist kritische Anteilnahme, gegenseitige Förderung, Bildung als Überwindung von Einschränkungen, produktive Muße zur Reflexion und wissenschaftlicher Kooperation in heiterem – internationalem - Zusammenhang für ein menschenwürdiges Leben: Vereintes Engagement für Aufklärung und Emanzipation.
Der Mitschnacker
Dieter Lenzen soll nun durch einen peinlichen Handstreich Präsident sein
„In solch einem Land will ich nicht leben. Aber auswandern werde
ich auch nicht.“
Michael Moore, „Kapitalismus: eine Liebesgeschichte“, 2009.
„Der Akademische Senat sagte: ›Wir sind davon überzeugt,
dass es Professor Lenzen gelingen wird, die Stärken der Universität
sichtbar zu machen und sämtliche Mitglieder bei diesem Neuanfang mitzunehmen.‹“
Aus der Erklärung der Pressestelle der Universität vom 20.11.2009.
Der derzeitige Präsident der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen, ist am vergangenen Freitag in streng verborgener Sitzung vom Hochschulrat und vom Akademischen Senat (AS) gegen begründeten Widerstand ins Amt des Präsidenten der Uni Hamburg gerufen worden. Der AS votierte mit 14 Ja- und zwei Nein-Stimmen sowie einer Enthaltung. Die Studierenden der AStA-Listen stimmten für den Kandidaten. Am Donnerstag war die sogenannte Wahl durch über 1.000 kritische Besucher des AS aus der ganzen Universität massiv in Frage gestellt worden. Eine demokratische Alternative wurde gefordert und aufgezeigt.
Herr Lenzen hat nun angekündigt, sein Amt nach Verhandlungen mit der zuständigen Behörde über Zustimmungsgeschenke im Februar antreten zu wollen. - Also nun noch tiefer in die Krise?
Der Kandidat hat dem AS unter expliziter Beibehaltung seines elitären Standpunktes eine große Tüte Himbeerbonbons versprochen: Demokratisierung, faire Berufungsverfahren, Modifikationen an Ba/Ma, Abschaffung der Gebühren, die Behebung der Baukrise, die soziale wie geschichtsbewußte Orientierung der Wissenschaften und vor allem Geld - weniger vom Staat und mehr von der privaten Wirtschaft. So seien die Zeiten. Dem ist aufmerksam zu mißtrauen - zumal nach den Erfahrungen mit dem Kandidaten an der FU Berlin.
Nicht von der Hand zu weisen ist: Die universitären Proteste gegen die inhumane Zurichtung von Bildung und Wissenschaft und wider ein undemokratisch anmaßendes Präsidentenfindungsverfahren müssen von den ratlosen Akteuren des marktfrommen Mainstreams integriert werden. Dies wurde auch bei einem Rechtfertigungsbesuch des AS im besetzten Audimax am Freitag deutlich. Dort ist man wegen des verfahrenen Verfahrens und seines skurrilen Ergebnisses weiterhin rational erzürnt.
Zwischen Betriebswirtschaft für alle und Emanzipation aller bestehen nach wie vor gewisse Unterschiede.
Deshalb sind auch „Exzellenz“ und „Leistung“ von produktiver wissenschaftlicher Kooperation für die Allgemeinheit alternativ zu unterscheiden.
Diese gesellschaftliche wie hochschulpolitische Kontroverse wird damit in die nächste Runde gehen, der Kandidat ist den Bedürfnissen der Universität nicht angemessen. Er will in die falsche Richtung. Niemand sollte sich dahin mitschnacken lassen.
Die Bewegung für die soziale Öffnung der Hochschulen, ein gegenseitig förderliches Zusammenwirken aller Universitätsmitglieder, die lebendige Erweiterung engagierter Mitbestimmung und vor allem: kooperatives Lernen und kritisches Forschen für eine menschengerechte Welt ist wieder begonnen.
Der Triumph von Imperatoren fällt in sich zusammen, wenn er auf das Gelächter des öffentlichen Forums trifft.
In dieser gegenwärtigen Öffentlichkeit liegt das vitale Potential
einer erfreulichen Zukunft.
Wann haben wir genug vom Neoliberalismus?
Zu der mangelnden Lernbereitschaft bei der Präsidentenfindung
„Der Mensch ist ein nützliches Lebewesen, weil er dazu dient,
durch den Soldatentod Petroleumaktien in die Höhe zu treiben, durch den
Bergmannstod den Profit der Grubenherren zu erhöhen, sowie auch Kultur,
Kunst und Wissenschaft.“
Kurt Tucholsky (als Kaspar Hauser), „Der Mensch“, Die Weltbühne,
16.06.1931, Nr. 24, S. 889.
Die Universität Hamburg ist auch ein Ort aufklärender sozialer Opposition
in der BRD. Das hängt mit der stadt-typischen Verbindung aus Weltoffenheit,
bürgerlicher Aufklärung und Arbeiterbewegung zusammen. Darauf bezieht
sich das Leitbild der Universität:
„Für alle Menschen will sie ein Ort lebenslangen Lernens sein
und ein öffentlicher Raum der kulturellen, sozialen und politischen Auseinandersetzung.
(...) Sie [die Mitglieder] wollen zur Entwicklung einer humanen, demokratischen
und gerechten Gesellschaft beitragen und Frauen und Männern gleichen Zugang
zu Bildung und Wissenschaft eröffnen. (...) Geleitet von diesem Bild einer
weltoffenen, wissenschaftlich leistungsfähigen Universität setzt sich
die Universität Hamburg die Internationalisierung von Bildung und Wissenschaft
für eine friedliche und menschenwürdige Welt (...) als Ziel(e) ihrer
künftigen Entwicklung.“
(Leitbild Universität Hamburg, 1998.)
Diese Maßstäbe sind bemerkenswert aktuell und zukunftsweisend - für die Demokratisierung, die Studienreform und auch die Wahl einer neuen Uni- Leitung. Weil sie engagiert zur Geltung gebracht wurden, konnte die stur konservative Präsidentin Auweter-Kurtz nicht bleiben. Auch die Uni-Versetzung auf den Kleinen Grasbrook ist daran faktisch gescheitert. Die neoliberale Zerstörungsmacht findet ihre Grenzen vorwiegend in kollektiv praktizierter Humanität.
Es ist dagegen verantwortungslos und irrational, den möglichen kulturellen Richtungswechsel bis zum Letzten zu bekämpfen. Anstatt eine zügige Demokratisierung der Uni nicht zu behindern, zockt - mit Unterstützung des CDU/GAL-Senats, des Präsidiums, der Akademischen Senats-Mehrheit und des AStA – der wirtschaftsnahe Hochschulrat die Besetzung des Präsidentenamtes im geheimen Schnellverfahren durch. Die Einsetzung eines neoliberalen Zuchtmeisters soll inklusive Wahl im Hochschulrat und Bestätigung im Akademischen Senat am 19. November ohne einen Hauch von Demokratie exerziert werden. Dem Hörensagen nach wurden mehrere aufklärungsfreundliche Kandidaten zuvor ausgemustert.
Übrig sei der Präsident der FU Berlin, Dieter Lenzen. Der Kandidat
ist Lobbyist für die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“
(INSM). Dieser Verein der Metall-Arbeitgeber kämpft ideologisch für
den Standort („Deutschland“), Studiengebühren, mehr Markt und
weniger Sozialklimbim. Herr Lenzen ist in enger Verbindung zur BMW-Group (Quandt),
pflegt gute Kontakte zum Bertelsmann „Centrum für Hochschulentwicklung“
(CHE) und der ebenso marktradikalen Unternehmensberatung „Roland Berger“.
Dazu das passende Weltbild: Er propagiert die These des „Intelligent Design“,
einer neo-kreationistischen Antiwissenschaft („Religion“), die auch
G.W. Bush zur Legitimation seiner Handlungen herangezogen hat. Der so verbrämte
Sozialdarwinismus materialisiert sich in einer ungehemmten Konkurrenz-, Leistungs-
und Elitepolitik - sämtlich: Auslese -, die auf Kosten sozialer Offenheit,
kritischer Wissenschaften und kollegialer Praxis rücksichtslos betrieben
wird. Bildungskommerzialisierung und die Privatisierung universitärer Krankenhäuser
sind typische Aktionsfelder des Bewerbers. Bei einer so offenkundig inhumanen
Orientierung ist die Umgehung der Selbstverwaltungsgremien an der FU Berlin
ein Dauerproblem. Weltanschaulich linken Professoren wird schon mal die Berufung
verweigert. Überhaupt seien Berufungsverfahren überflüssig, man
wisse selbst, wen man wolle. Die Erstsemester läßt der kleine Fürst
vorzüglich von Bundespräsident Horst Köhler (CDU) begrüßen;
Polizeieinsätze gegen zivil protestierende Studierende gehören quasi
zum Semesterprogramm. In Berlin bleibt Herr Lenzen aus diesen Gründen nicht
mehr lange im Amt.
Diese „Personalie“ wäre ein Schritt vom Regen in die Jauche.
Alltäglich Krieg? Oder doch, menschengemäß: aufgeklärte
Kooperation?
Die Zeit ist reif für Opposition zum Zwecke von Verbesserungen.
Zur Präsidentenfindung: Aufgeklärtes Handeln oder Business as usual?
„Die Gesellschaft als Ganzes braucht Verbesserungen nicht weniger
als der einzelne Mensch.“
Bertolt Brecht, „Über Gesetze“, Me-ti. Buch der Wendungen.
Ist Barak Obama ein Friedenspräsident? - Diese Frage beschäftigt
die Welt.
Das international friedliche Zusammenleben als kulturelle Entfaltung auf sozial
gesicherter Grundlage ist ein Menschheitsideal. Es wird nicht dadurch falsch,
daß es vielfach negiert sowie als unrealistisch denunziert wird.
Die große Ambition - weltweite (atomare) Abrüstung, wirtschaftliche
Kooperation, gesicherte natürliche Lebensgrundlagen, soziale Progression
und innenpolitische Entmilitarisierung - verdient uneingeschränkt praktische
Zustimmung.
In diesem Zusammenhang ist beispielsweise der friedensschaffende Beitrag desertierender
US-Soldaten ungleich größer als der ihres obersten Befehlshabers.
Der Friedenspreis ist somit vor allem ein Signal an die US-amerikanische Reaktion,
an ihren schädlichen Bellizismus. Es sind schon schlechtere Entscheidungen
in Oslo gefällt worden.
Für die verantwortungsvolle Durchsetzung humanistischer Ziele bedarf es
aber aufgeklärter kritischer Bewegungen in der Gesellschaft. Darin hat
„Universität“ eine positive geistige Aufgabe.
Bekommt die Universität Hamburg nun also - nach dem hiesigen Scheitern
der strikt uneinsichtigen Frau Auweter-Kurtz - einen demokratischen Präsidenten
resp. eine demokratische Präsidentin?
Wird für die Überwindung der strukturellen Unterfinanzierung und die
Gebührenfreiheit gekämpft?
Werden die progressiven Ansätze in der Friedens-, Konflikt-, Klima- und
Bildungsforschung universitär und gesellschaftlich verallgemeinert?
Ist egalitäre argumentative Verständigung der Modus der Weltaneignung
für die erfreuliche Entwicklung der Institution?
Oder wird - wie es Hochschulrat, Präsidium und der etwas unambitionierte
Akademische Senat nahelegen - die Auslieferung der Universität an die private
Wirtschaft moderiert fortgesetzt? Die inneruniversitäre Konkurrenz und
Machtpolitik vertieft? Der humane Nutzen gesellschaftskritischer Wissenschaften,
die Partizipation, die Notwendigkeit sozialen Fortschritts negiert?
Das bisherige Verfahren zur Präsidentenfindung berücksichtigt nur
unzulänglich gewonnene Erkenntnisse und Ansprüche. Gespräche
und Auswahl hinter verschlossenen Türen sowie die Beteiligung einer Head-Hunter-Firma
(Egon Zehnder Int.) sind einer demokratischen Institution immer noch vollständig
unangemessen. „Wissenschaftliche Qualifikation“, „Leitungs-
und Gremienerfahrung“, „internationale“ Vernetzung und „Kommunikationskompetenz“
(Text der Stellen-Ausschreibung) sind keine ausreichenden Kriterien für
die Suche nach einer verantwortungsbewußten kooperativen Persönlichkeit.
Die Kämpfe der vergangenen Semesters für die Re-Demokratisierung der
Hochschule, die vernünftige Erweiterung der Universität an ihrem derzeitigen
Ort („Uni bleibt!“), für solidarisches Lernen und nicht zuletzt
Gebührenfreiheit haben die Aussicht dafür geschaffen, einen vernünftigen
Neubeginn zu wagen.
Erst die große Ambition ist dem gemeinsamen wie individuellen Handeln
eine souveräne und sinnvolle Orientierung.
Die Qualität der präsidialen Leitung hängt wie immer von der
anspruchsvoll demokratisch engagierten Hochschulöffentlichkeit ab. Auch
deshalb müssen das Anhörungsverfahren und die Diskussionen zur Präsidentenfindung,
die für November/Dezember geplant sind, noch durch den Akademischen Senat
für alle geöffnet werden
Lernen, Verstehen, Verwerfen, Anwenden: Emanzipation!
„Galilei: Also werden wir an die Beobachtung der Sonne herangehen
mit dem unerbittlichen Entschluß, den Stillstand der Erde nachzuweisen.
Und erst wenn wir gescheitert sind, vollständig und hoffnungslos geschlagen
und unsere Wunden leckend, in traurigster Verfassung, werden wir zu fragen anfangen,
ob wir nicht doch recht gehabt haben und die Erde sich dreht. ... Sollte uns
aber dann jede andere Annahme als diese unter den Händen zerronnen sein,
dann keine Gnade mehr mit denen, die nicht geforscht haben und doch reden.“
Bertolt Brecht, Das Leben des Galilei, 1938.
Die feudale Inquisition ist abgeschafft. Auch ist die Menschheit mit der Erfindung der Atombombe aus dem Stadium der vermeintlichen Unschuld endgültig herausgetreten; die negative Seite der Möglichkeiten ist deutlich für alle.
Der Schaden einer gewinnsüchtigen und schicksalhaft verbrämten Marktgesellschaft bzw. die analytische Kritik und die solidarische Opposition zur praktizierten Unvernunft eröffnen aktuell Blick und Handlungsmöglichkeiten für bessere Zeiten. Der militärischen und ökonomischen Destruktivität steht ein weit höheres Potential lebensbejahender Produktivität gegenüber, das durch kooperative Weltaneignung realisiert wird. So kommen Bildung und Wissenschaft - und ihre Institutionen - ins erfreuliche Spiel.
Die gemeinsame Befreiung von schädlichen Beschränkungen ist eine erforderliche Wendung: Das Diktat der gewinnbringenden Verwertung, die logisch daraus folgende Hierarchisierung menschlichen Lebens nach „Leistung“, die gefährliche Banalität vermarktungsfixierter Forschung und Lehre, die geforderte Hektik besinnungslosen Paukens, der politisch geschaffene Mangel an Mitteln und Möglichkeiten zur kulturellen Entfaltung - sind das kumulierte Übel. Die neoliberale Hochschulgesetzgebung, die von der Handelskammer gefordert und besonders von der CDU in Hamburg vorangetrieben wurde, steht z.B. somit auf dem Prüfstand. Sie ist umfassend zu revidieren. Dazu gehört zu allererst die Abschaffung der Studiengebühren und eine wissenschaftlich fundierte und antifeudal realisierte Studienreform inklusive die Demokratisierung der Hochschulstrukturen.
Der Akademische Senat (AS) sollte sich dieser Herausforderung in Hinblick auf die erkämpfte Novellierung des Hamburgischen Hochschulgesetzes (HmbHG) stellen und darüber hinaus eine selbstkritische Diskussion für die künftige Entwicklungsrichtung der Universität - wider die totale Vermarktung und für humanen Fortschritt - einleiten. Ehrliche Problematisierungen, Entwicklungsoffenheit, Kollegialität und Argumentationsfreude werden (auch bei der Präsidentenfindung) dabei nicht schaden.
Die Zivilisationskrise ist eine universelle historische Herausforderung - für alle.
„Galilei: Nehmt das Tuch vom Fernrohr und richtet es es auf die Sonne!“ (ebd.)
Sitzung des Akademischen Senats am Donnerstag, 19. November 2009
Der Akademische Senat mußte in das besetzte Audimax umziehen, da dies der einzige Raum war, der für die über 1.100 Protestierenden groß genug war.
Symbolisch wird die Präambel der Grundordnung der |
Über 1.100 Studierende haben sich im Audimax versammelt um gegen Lenzen zu protestieren. |
Der Akademische Senat muss den Studierenden Rede und Antwort stehen. |
Auch Frau Löschper, komm. Präsidentin der Uni, versucht sich in Rechtfertigung. |
Rechtfertigungsversuche des Akademischen Senats nach der Bestätigung
Lenzens
am Freitag, 20. November 2009 im Audimax
Prof. Schnapp verliest die Presserklärung des AS. [Video]
Prof. Schnapp versucht sich in Erklärungen. [Video]
Benjamin Gildemeister (JUSO-HSG, studentischer Vertreter im AS) erklärt, warum er für Lenzen gestimmt hat. [Video]
Es informieren die Hochschulgruppen:
- Liste Links - Offene AusländerInnenliste • Linke Liste • andere Aktive
- harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive
- Fachschaftsbündnis - Aktive für demokratische und kristische Hochschulen
- Regenbogen - Alternative Linke