Streit um die politische Ausrichtung

Die Universität Hamburg befindet sich gegenwärtig in heftigen Auseinandersetzungen mit dem Wissenschaftssenator der Freien und Hansestadt Hamburg, Jörg Dräger. Dessen neoliberale Hochschulreformen (Einführung von Studiengebühren, Ersetzung der Magister- und Diplomabschlüsse durch Bachelor und Master, Entdemokratisierung der Hochschulen, Einsetzung eines zu erheblichen Teilen mit Wirtschaftsvertretern besetzten Hochschulrates, Wiedereinführung der in den 1970er Jahren abgeschafften Fakultäten) werden von der Mehrheit der Universitätsmitglieder und den Gremien der akademischen Selbstverwaltung abgelehnt (siehe Broschüre "Demokratisches Engagement und humanistische Aufklärung - Dokumentation von studentischen Anträgen und von Beschlüssen des Akademischen Senats aus dem Jahr 2005", https://www.bae-hamburg.de/artikel_3.html) Hinzu kommt die seit Jahren drastische Unterfinanzierung der Hochschulen. Eine zukünftige Präsidentin oder ein zukünftiger Präsident wäre in jedem Fall gezwungen, sich zu dieser politischen Auseinandersetzung zu verhalten.

Dieser Streit schlug sich auch in den Anforderungen an eine Kandidatin oder einen Kandidaten nieder, die der je zur Hälfte von Hochschulrat und Akademischem Senat (oberstes Selbstverwaltungsgremium der Universität) besetzten Findungskommission von der Universität auf der einen Seite sowie dem Hochschulrat und über diesen vermittelt der Wissenschaftsbehörde auf der anderen Seite mit auf den Weg gegeben wurden. Auch werden potentielle Kandidatinnen und Kandidaten dadurch abgeschreckt worden sein. Angesichts dieser Lage fand sich in der ersten Bewerbungsrunde keine Kandidatin und kein Kandidat, die oder der der Findungskommission annehmbar erschienen wäre. Deshalb begab sich die Findungskommission unter strenger Geheimhaltung selbst auf die Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten. Gerüchten zufolge soll ein erster aussichtsreicher Kandidat bereits wieder abgesprungen sein, nachdem er in Verhandlungen mit der Wissenschaftsbehörde keine Zusagen für eine bessere Ausstattung der Universität erhalten hatte. Nun also präsentierte die Findungskommission – dem Vernehmen nach nicht zur Freude aller ihrer Mitglieder – Prof. Dr.-Ing. habil Monika Auweter-Kurtz.